Markgraf Waldemar verschenkte Werder. Regionalhistorikerin Klinski-Wetzel räumt mit Unwahrheiten und Legenden der Stadthistorie auf: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 18. Juli 2012, 23:14 Uhr

Markgraf Waldemar verschenkte Werder


Regionalhistorikerin Klinski-Wetzel räumt mit Unwahrheiten und Legenden der Stadthistorie auf

Von (aka)

WERDER - Theodor Fontanes Roman „Irrungen, Wirrungen“ spielt zwar in den 1870er Jahren in Berlin, aber auch anderswo und heute sind Irrtümer möglich. So konnten die Mitglieder und Gäste des Heimatvereins beim 8. Werderaner Gespräch über die Geschichte ihrer Stadt zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert einiges dazu lernen und mussten gleichzeitig erfahren, dass diese oder jene Darstellung in älteren Heimatgeschichtlichen Beiträgen oder in touristischen Werbematerialien hinterfragt werden müssen. Das hatte Referentin Marianna Klinski-Wetzel (korr. Marianna von Klinski-Wetzel), Autorin des regionalhistorischen Buches „Wildpark-West a. d. Havel. Die Geschichte der Wiese Gallin“, längst getan. Ihre Lesung beim Heimatverein begann sie mit dem Einstein-Zitat: „Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen“.

Sie hatte „gefragt“ und herausgefunden, dass in Werders lateinisch verfasster Ersterwähnungsurkunde (1317) in Sachen Übertragung örtlicher Fischereirechte an das Kloster Lehnin gar nicht von einem Städtchen (oppidum) oder einer Brücke (pontus, pontis, pons) die Rede ist. Vielmehr sprächen die Textpassagen „a ponte oppidi Postamb“ und „a ponte oppidi werdere“ im mittelalterlichen Lateinverständnis von einem befestigten Platz und einem Schiffsanleger. Die Fischereirechte reichten also ab dem befestigten Platz Potsdam bis zum Schiffsanleger des befestigten Platzes Werder. Dann machte Klinski-Wetzel ihren erstaunten Zuhörern auch noch klar, dass weder Markgraf Waldemar noch sein Truchsess Sloteke die Insel Werder 1317 an das Kloster Lehnin „verkauft“ hätten. Vielmehr handelte es sich um eine Schenkung an die Mönche für Waldemars Seelenheil.

[…] Auf großes Interesse der Heimatvereinsmitglieder stießen auch Kirchendokumente aus dem 16. Jahrhundert. So finden sich in einem Kirchenvisitationsbericht von 1540 die Namen von 24 steuerzahlenden Werderaner Familien, darunter Christoff von Rochow, damals Lehnsnehmer des Klosters Lehnin. Nach reformationsbedingter Auflösung des Klosters zwei Jahre später entstand 1583 aus dem Lehngut ein „Freigut“, das Rochow kaufte. Bezogen auf das 17. Jahrhundert befasste sich Klinski-Wetzel mit einem für Werder wichtigen Dokument aus dem Jahre 1685, als der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm Werderaner Pächtern den „Gallin“ am Havelufer gegenüber der Insel (Wildpark-West) wegnehmen wollte, um auf dem Gelände Schweizer Kolonisten anzusiedeln.Die Projektion der ersten Seite des Vertrags des Kurfürsten "mit den Bürgern und Rathmännern der Stadt Werder" wurde mit großer Aufmerksamkeit betrachtet, hatten doch die Werderaner den Gallin 368 Jahre lang bewirtschaftet.

[…] Baldur Martin, Vorsitzender des Heimatvereins, würdigte den „akribischen Beitrag der Referentin zur Aufhellung der Anfangsgeschichte Werders“, erinnerte aber auch an deren relativierende Worte, wie „es ist möglich“ oder „es könnte so gewesen sein“.

Zitate aus dem Artikel in: Märkische Allgemeine Zeitung vom 6. Oktober 2008

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